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Was ist ein Stil, wie finde ich meinen und wenn ja, wieviele brauche ich?

Hast du einen klaren, wiederkennbaren Stil? Bist du dir immer sicher, wie du etwas zeichnen möchtest und musst nicht darüber nachdenken? Zweifel – kennst du nicht?


Wenn das so ist, dann solltest du unbedingt weiterlesen, denn Unsicherheit, Zweifel und die Suche nach dem eigenen Stil gehören dazu, meine ich.

Ich bin davon überzeugt, dass die allermeisten Illustrator:innen immer wieder zweifeln und an ihrem Stil arbeiten. Viele zeigen es nur nicht.


eine Katze mit zwei Bildern von Fischen in verschiedenen Zeichenstilen

Die Frage nach dem eigenen Stil beschäftigt viele Illustrator:innen ihr Leben lang. Wir suchen unseren Stil, so als ob man ihn in irgendeiner Kiste finden könnte, wie einen Schatz: Deckel auf und da ist er!

Und tatsächlich ist es ein bißchen so. Wir suchen, testen, probieren, kopieren, verwerfen… und wollen irgendwann alles in die Ecke schmeißen. Und immer wieder der Gedanke: sich auf einen Stil festzulegen ist doch langweilig! Ich kann doch so viel mehr!

Und das stimmt ja auch, zumindest bei mir. Ich interessiere mich für verschiedene Techniken und Inhalte und damit gehen auch verschiedene Stilrichtungen einher. Und ist das dann trotzdem alles mein Stil?


Ich zeichne schon mein Leben lang, habe, wie wohl die meisten Illustrator:innen nie aufgehört damit. In meiner Kindheit habe ich gezeichnet, was mir Spaß machte, ohne mir groß Gedanken darüber zu machen. In meiner Jugend habe ich viel abgezeichnet, von Fotos, aber auch von Zeichnungen, die mir gut gefielen. Also kopiert, und das gar nicht mal so schlecht. Ich habe für Freundinnen Janoschs Figuren mit Textilfarbe auf T-Shirts gemalt, und ich habe Sven Nordquists Findus gezeichnet und Helme Heines Freunde aus Mullewapp. Franquins Marsupilami konnte ich auswendig zeichnen. Interessanterweise waren das alles Kinderbuchfiguren.


Das Studium war für mich eine Zeit des Ausprobierens. Ich habe viel gelernt, was Techniken im Grafikdesign und der Illustration betrifft.

Mein erstes Portfolio nach dem Studium, mit dem ich mich bei verschiedenen Verlagen und Werbeagenturen beworben habe, war deshalb auch ein buntes Gemisch verschiedener Stilrichtungen. Ich war davon überzeugt, dass sich meine Kund:innen etwas Passendes aussuchen, und sich vorstellen könnten, wie weitere Bilder in diesen Stilen aussehen würden.

Mmm, nee, hat nicht funktioniert.


Mit der Zeit habe ich die Vielfalt in meinem Portfolio immer weiter eingedampft und viele Stil-Experimente rausgeschmissen. Durch viel Zeichnen und die Konzentration auf meine Traumbranche, die Kinderbuchwelt, habe ich dann tatsächlich irgendwann auf einmal meine Schatzkiste gefunden! Deckel auf, und da war mein Stil. Auf einmal musste ich nicht mehr nachdenken, wie ich etwas zeichnen wollte. Es floss einfach aus meiner Hand heraus.


Damit ist es erstmal leichter geworden für mich. Ich habe Jobs bekommen und konnte sie stilsicher umsetzen.


zwei Kinderbuchillustrationen von Kristina Nowothnig, jeweils ein lockiges Mädchen mit Pflanzen

Rückblickend habe ich erkannt:

Mein Zeichenstil ist wie meine Handschrift. Du musst erst üben, wie es geht, um dann loslassen zu können und deine eigene Handschrift zu entwickeln. Im besten Fall ergibt sie sich (wie beim schreiben Lernen) von allein.


Allerdings bleibt die Freude am Experimentieren. Und immer wieder kommt der Zweifel, ob meine Illustrationen gut genug sind, gefallen mir einzelne Aspekte meines Stils nicht mehr.

Es ist ganz natürlich, durch viel Zeichnen, entwickelt sich der Stil weiter und verändert sich. Auch die Sehgewohnheiten, oder das was einem gefällt, verändert sich.

Und das ist auch gut und richtig so!

Nur wenn ich an meiner eigenen Arbeit zweifele, kann ich daran arbeiten, besser zu werden. Ein gewisses Maß an Selbstkritik ist doch hilfreich, als Motivation.


Ich finde, den eigenen Stil (oder Stile) sollte man als Prozess betrachten.

Ich glaube nicht, dass es ein realistisches Ziel ist, einen einzigen klaren Stil zu haben, und ihn für immer zu behalten.

Was meinst du?


3 Tipps für dich:

Was mir geholfen hat: viel Zeichnen, ohne auf Vorbilder zu schielen. Um sich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Am besten führst du ein Skizzenbuch, nur für dich. (Oder mehrere, so wie ich, und dann weißt du nicht mehr, was du wo rein gezeichnet hast … aargh…)


Schnell zeichnen: Beim schnellen Skizzieren hast du keine Zeit, nachzudenken, wie du etwas zeichnest, sondern machst es ganz automatisch. Es sieht nicht ordentlich aus, und oft nicht schön, aber deinen persönlichen Strich kann man in schnellen Skizzen erkennen.


Von der Natur zeichnen: Zeichne lieber von der Natur ab, als von anderen Illustrationen oder Fotos. Hier musst du selber entscheiden, was du abbilden willst und du musst abstrahieren. Und zwar auf deine ganz eigene Art.

Außerdem hilft das Zeichnen von Stillleben, Landschaft oder Aktzeichnen dabei, zu verstehen, wie Dinge funktionieren. Das ist eine wichtige Vorstufe, um deine Handschrift zu finden.


Pinsel und Zeichenwerkzeuge in einem Becher, daneben Kinderbuchillustratorin Kristina Nowothnig zeichnet in ein Skizzenbuch.

Fotos: Nanine Renninger


Bleibt die Frage: Kannst du mehrere Stile haben?

Na klar!

Zwar: Ein Wiederkennungswert durch einen klaren Stil ist nicht zu unterschätzen.

Gleichzeitig kannst du aber verschiedenen Zielgruppen auch verschiedene Stile anbieten, denn sie haben ja unterschiedliche Bedürfnisse.

Allerdings meine ich, dass diese Stile nicht zu unterschiedlich sein sollten, sondern eher Varianten deines Stils. So kann man deine Arbeit auch wieder erkennen, wenn sie eine andere Zielgruppe anspricht.


Die Frage danach, was ist mein Stil, was möchte ich wie zeichnen, hört bei mir nie auf. Das ist echt anstrengend, aber das macht meinen, unseren Beruf auch so spannend und interessant.


🐈 🐈‍⬛ 🐈

Liebste Grüße,

Kristina

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